Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Laktoseintoleran
Bei Laktoseintoleranz (auch als Milchzuckerunverträglichkeit, Kohlenhydratmalabsorption, Laktosemalabsorption, Laktasemangelsyndrom oder Alaktasie bezeichnet) wird der mit der Nahrung aufgenommene Milchzucker (Laktose) aufgrund fehlender oder verminderter Produktion des Verdauungsenzyms Laktase nicht richtig verdaut. Das Enzym Laktase wird von allen Säugetieren, auch dem Menschen, während der Stillzeit gebildet. Es spaltet den Milchzucker in die für den Menschen verwertbaren Zuckerarten Galaktose und Glukose. Gelangt ungespaltener Milchzucker in den Dickdarm, wird er von Darmbakterien aufgenommen und vergoren. Die Gärungsprodukte führen unter anderem zu Blähungen und osmotischer Diarrhoe (Durchfall). Das Fehlen des Enzyms geht jedoch nicht immer mit diesen Symptomen einher. In diesem Fall spricht man von Hypolaktasie oder genauer von Laktosemaldigestion (Laktose-Fehlverdauung), bei der die Abbauprodukte der Bakterien andere Symptome verursachen.
Die Laktoseintoleranz als Enzymmangel darf nicht mit der selteneren Milchallergie verwechselt werden, bei der es sich um eine aktive Immunreaktion gegen Kuhmilcheiweiß handelt. Es gibt zudem Hinweise auf Zusammenhänge mit Milcheiweißen.
In Asien und Afrika betrifft die Laktoseintoleranz den größten Teil der erwachsenen Bevölkerung (90 % oder mehr). In Westeuropa, Australien und Nordamerika sind es 5 bis 25 % (bei den Weißen). Laktoseintoleranz gilt damit als die häufigste Nahrungsmittelunverträglichkeit überhaupt.
Es wird angenommen, dass die Produktion des Enzyms Laktase im Erwachsenenalter im Vergleich zum Säuglingsalter generell stark reduziert wird. Dies gilt für den Menschen und alle Säugetiere und stellt den Normalzustand dar. Nur in Regionen mit langer Tradition der Milchwirtschaft hat sich beim Menschen eine Mutation durchgesetzt, die dazu führt, dass auch im Erwachsenenalter genügend Laktase produziert wird.
Ursachen
Laktasemangel kann verschiedene Ursachen haben:
► Angeborener Laktasemangel (absolute Laktoseintoleranz): Aufgrund eines Gendefekts ist die Laktasebildung stark eingeschränkt oder es kann überhaupt kein Enzym gebildet werden (sogenannte Alaktasie). Da dadurch die Wachstums- und Entwicklungsphase nach der Geburt stark beeinträchtigt wird, kann diese Erkrankung unbehandelt zu schweren Gehirnschäden führen.
► Erkrankungen des Verdauungssystems können die laktaseproduzierenden Zellen so schädigen, dass die Laktaseproduktion vorübergehend beeinträchtigt ist. In seltenen Fällen kommt es zu einer lebenslangen Laktoseintoleranz. Einige wissenschaftliche Studien besagen auch, dass Laktoseintoleranz übertragbar sei.
► Physiologischer (natürlicher) Laktasemangel: Bei Säuglingen wird dieses Verdauungsenzym normalerweise in ausreichender Menge produziert. Nach der Entwöhnung verringert sich die Laktasemenge jedoch je nach Weltregion unterschiedlich: Während ein Großteil der erwachsenen Bevölkerung in Mittel- und Südasien keine Milchprodukte mehr verträgt, bereitet die Milchzuckeraufnahme in nördlichen Regionen (bei den meisten Bewohnern Europas, des Nahen Ostens oder Menschen europäischer/nahöstlicher Abstammung sowie den sibirisch/mongolischen Ethnien) bis ins hohe Alter meistens keine Probleme. Grund für das Fortbestehen der Enzymproduktion im Erwachsenenalter ist eine Mutation auf Chromosom 2.
Auswirkungen, Symptome
Bei Laktoseintoleranz gelangen nach dem Konsum von Milch und Milchprodukten größere Mengen Milchzucker, die eigentlich im Dünndarm verarbeitet werden sollten, in den Dickdarm und werden dort von der Darmflora fermentiert. In der Folge kommt es zu charakteristisch stinkenden Darmwinden, Blähungen, Flatulenz, Bauchdrücken bis hin zu -krämpfen, Übelkeit, Erbrechen und häufig auch zu spontanen Durchfällen. Die Symptome korrelieren mit der Menge konsumierter Laktose.
Bei angeborener absoluter Laktoseintoleranz sind die Symptome bedeutend schwerer als bei der natürlichen, altersbedingten Form.
Andauernde schwere Durchfälle führen zu einer Reizung der Darmschleimhaut und können die Aufnahme von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen beeinträchtigen, möglicherweise sogar vermehrte Infektionen begünstigen. Langfristig kann es zu einer Schädigung des Dünndarms kommen (Verkümmerung der Dünndarmzotten). Dadurch vermindert sich die allgemeine Aufnahme von Nährstoffen.
Möglichkeiten zur Feststellung
Für die Diagnose der Laktoseintoleranz gibt es zwei leicht durchführbare Möglichkeiten:
► Diättest: Eine mehrtägige, konsequente Diät ohne Laktose, das heißt vor allem ohne Milch, Sahne und versteckte Laktose. Treten in dieser Zeit keine Symptome mehr auf, ist eine Laktoseintoleranz wahrscheinlich. Ein Expositionstest kann Klarheit bringen. Achtung: Viele Fertigprodukte enthalten Milchzucker oder Milchbestandteile.
► Expositionstest: Nach einigen Tagen Laktose-Verzicht wird ein Glas Wasser mit 50 bis 100 g gelöstem Milchzucker (erhältlich in Drogerien, Reformhäusern und Apotheken) getrunken. Treten danach innerhalb weniger Stunden die typischen Symptome auf, besteht eine Laktoseintoleranz.
Folgende Tests sind nur in seltenen Fällen notwendig:
► H2-Atemtest: 50 g Laktose in 0,3 l Wasser gelöst auf nüchternen Magen trinken und über einen Zeitraum von 2 Stunden alle 30 Minuten den Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft messen. Steigt der Wert über 20 ppm zum Ausgangswert, besteht Laktoseintoleranz. Dieser Test führt jedoch bei jedem fünften Laktoseintoleranten zu einem negativen Ergebnis, da bestimmte Bakterien in der Darmflora Methan erzeugen, das den entstehenden Wasserstoff neutralisiert.
► Blutzuckertest: 50 g Laktose in 0,3 l Wasser gelöst auf nüchternen Magen trinken und alle 30 Minuten den Blutzuckerwert bestimmen. Steigt der Wert innerhalb von zwei Stunden um weniger als 20 mg/dl über den Ausgangswert, liegt eine Laktoseintoleranz vor.
► Gentest: Seit kurzem kann bei Verdacht auf Laktoseintoleranz ein Gentest auf den LCT-Genotyp durchgeführt werden. Eine Blutprobe genügt.
► Biopsie: In sehr seltenen Fällen wird eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm entnommen und untersucht.
Behandlung und Diät
Physiologischer (natürlicher) Laktasemangel und angeborener Laktasemangel sind nicht behandelbar. Die Auswirkungen können jedoch durch eine Umstellung der Ernährung auf milchzuckerarme bzw. -freie Kost minimiert werden. Hierbei muss allerdings einem möglichen Kalziummangel vorgebeugt werden. Dazu existieren zahlreiche Ratgeber, Lebensmittellisten und Kochbücher.
Heute gibt es immer mehr laktosereduzierte Milchprodukte auf dem Markt, darunter Milch, Käse, Joghurt, Sahne und Quark. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Laktose vielen Produkten zugesetzt wird, wie z. B. Broten, Getreideriegeln, Fertiggerichten, Würzmischungen, Wurstwaren, mariniertem Fleisch, Teigen, Bonbons, Speiseeis, Schokolade, Instantprodukten und Tütensuppen. Ein Grund für die Zugabe von Milchzucker ist das gewünschte “Mundgefühl”, das den Geschmack positiv beeinflusst.
Fermentierte Nahrungsmittel wie Joghurt, Käse und Quark enthalten teils auch Laktase und unterschiedlich viel Laktose. Dies hängt vor allem vom Herstellungsprozess, der Menge der milchzuckerabbauenden Bakterien in der Milch sowie vom Reifungsprozess und der -dauer bei Käsesorten ab. Grundsätzlich gilt: Je länger der Reifungsprozess, desto geringer der Laktoseanteil. Traditionell hergestellter und ausgereifter Parmesan wird oft vertragen, junger Gouda hingegen nicht.
Das schnelle Herunterkühlen der Milch nach dem Melken im industriellen Agrarproduktionsprozess behindert die milchzuckerabbauenden Bakterien zugunsten der Fäulnisbakterien. Aus diesem Grund kann aus handelsüblicher Vollmilch nicht mehr die früher übliche Dickmilch durch Stehenlassen bei Zimmertemperatur hergestellt werden. Nur bei wenigen Naturjoghurts ist davon auszugehen, dass sie milchzuckerabbauende Bakterien enthalten. Die Werbung für “gesunde Joghurts” umgeht diese Frage, indem sie fantasievolle Bakterienkulturen anführt, ohne deren Wirkung zu nennen. Ob diese tatsächlich im Dünndarm wirksam Milchzucker abbauen und so in kleinen ‘Notsituationen’ helfen können, wie zum Beispiel bei einer Einladung, bleibt fraglich.
Im Zweifelsfall sollte eine Nahrungsmitteltabelle konsultiert werden, um den Laktosegehalt von verschiedenen Käse-, Quark- und Joghurtsorten zu überprüfen und moderate Selbstversuche durchzuführen.
Weiterhin ist zu beachten, dass viele Medikamente und Wellness-Produkte Laktose als Trägerstoff enthalten, auch die Anti-Baby-Pille. Als Ersatzstoff für Laktose eignet sich zum Beispiel mikrokristalline Cellulose.
Wird die Laktoseintoleranz durch Erkrankungen des Verdauungssystems verursacht, verschwindet der Laktasemangel nach der Behandlung der Grunderkrankung meist vollständig. Nur in seltenen Fällen sind die laktaseproduzierenden Zellen so stark geschädigt, dass sie sich nicht mehr erholen.
Literatur
Beate Schmitt: Ohne Milch und ohne Ei, ISBN 3895661791
Simone Maus und Britta-Marei Lanzenberger: Gesund essen bei Laktoseintoleranz, ISBN 3774266492
Anna Maria Jasperneite: Ein Leben mit Laktose-Intoleranz, ISBN 3-00-010219-1
Hofele, K.: Richtig einkaufen bei Laktose-Intoleranz, 95 S., Trias, Stuttgart 2004, ISBN 3-8304-3140-6
www.käseweb.de (dort: „Käse finden“ > ohne Laktose; „unter weitere Angaben“ auch Gluten Ja/nein)
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