Gesunde Darmflora

GANZHEITLICHE MEDIZIN

Gesunde Darmflora

Fruktoseintoleranz verstehen und behandeln

Was ist eine Fruktoseintoleranz?

Fructose (Fruchtzucker) ist ein Monosaccharid (Einfachzucker). Fructose wird üblicherweise nur langsam im Darm aufgenommen. Bei einigen Menschen (etwa 2-5 % der Bevölkerung) geschieht dies noch langsamer, weshalb sie bereits bei relativ geringen Mengen Beschwerden bekommen. Es handelt sich dabei nicht um eine Allergie. Dies ist sehr wichtig. Bei einer Allergie können nämlich manchmal geringste Spuren eines Allergens zu einer bedenklichen, im Extremfall sogar lebensbedrohlichen allergischen Reaktion führen.

Bei der Fruktoseintoleranz ist dies anders. Hier werden – abhängig von der Ausprägung der Fruktoseintoleranz – mitunter noch bedeutsame Mengen gut vertragen. Erst wenn eine bestimmte Schwelle, die individuell sehr unterschiedlich sein kann, überschritten wird, treten überhaupt Symptome – vorwiegend Bauchsymptome – auf. Während der Erwachsene ohne Fruktoseintoleranz 30 g oder mehr gut vertragen kann, führt diese Menge bei der Fruktoseintoleranz zu besagter Symptomatik. Die Schwelle kann bei 10 g liegen oder auch schon bei 5 g. Sehr Empfindliche bemerken bereits bei einer Menge von 1 g oder weniger deutliche Beschwerden.

Nach der Ausprägung der Fruktoseintoleranz muss sich dann auch die Strenge der diätetischen Maßnahmen richten. Besonders fatal: Fruchtzucker ist – anders als der Name vermuten ließe – keineswegs nur in Früchten und Fruchtprodukten enthalten. Der übliche Haushalts- oder Kochzucker besteht aus Rüben- oder Rohrzucker. Dabei handelt es sich um ein Disaccharid (Zweifachzucker). Er besteht zur Hälfte aus Glucose und aus Fructose. Darum gibt es bei Fruktoseintoleranz auch eine Unverträglichkeit gegenüber allen mit normalem Zucker hergestellten Lebensmitteln.

Wie wird die Fruktoseintoleranz behandelt?

Die einzig mögliche und erfolgreiche Therapie ist das mehr oder weniger starke Meiden von Fructose in der Nahrung. Ganz wichtig: Denken Sie daran, dass normaler Haushaltszucker zur Hälfte aus Fructose besteht und daher ebenfalls gemieden werden muss. „Versteckter“ Zucker ist in vielen Lebensmitteln, besonders in industriell hergestellter Kost, in reichlichem Maße enthalten.

Was darf ich bei Fruktoseintoleranz denn überhaupt noch essen und was nicht?

Generell gilt:

  • Alle Süßigkeiten wie Milchschokolade, Pralinen, Bonbons, Schokoladeriegel und Eiscreme sind fructosereich.
  • Dies gilt auch, wenn die Süßigkeiten mit Honig hergestellt sind.
  • Fast alle Frucht- und Obstsorten sowie daraus hergestellte Säfte und Limonaden oder Marmeladen enthalten viel Fructose. Trockenobst jeglicher Herkunft und Zusammensetzung ist eine „Fructosebombe“.
  • Gemüse sind meist relativ fructosearm, bei extremer Fructoseempfindlichkeit und Zufuhr größerer Mengen kann es aber Probleme geben.
  • Was oft vergessen wird: Fertige Dressings sind mitunter reich an Fructose, besonders ist hier der Tomatenketchup zu nennen.


Hier eine Liste mit dem Fructosegehalt wichtiger Lebensmittel (g/100 g):

  • Haushaltszucker: 50
  • Diabetikerkonfitüren: bis zu 50
  • Nussnougatcremes: bis zu 50
  • Honig: 40
  • Trockenobst: 25-40
  • Schokolade: ca. 25
  • Liköre: bis zu 25
  • Tomatenketchup: 12
  • Weine: bis zu 10
  • Ananas, Apfel, Banane, Birne, Honigmelone, Mango, Pflaume, Süßkirsche, Weintraube: 5-10
  • Beeren, Kiwi, Orange, Pfirsich, Sauerkirsche, Stachelbeere: 2-5
  • Karotte, Rote Bete, Soja, Süßkartoffel, Zwiebel: 2-5
  • Aubergine, Blumenkohl, Brokkoli, Chicoree, Grünkohl, Gurke, Kohlrabi, Kürbis, Paprika, Rotkohl, Schwarzwurzel, Spargel, Tomate, Weißkohl, Zitrone, Zucchini, Zuckermais: 1-2
  • Avocado, Champignon, Endivien, Erbsen, Feldsalat, Kartoffel, Kopfsalat, Papaya, Rhabarber, Spinat, Radieschen, Rettich: unter 1
  • Weizenkeime: 7,5
  • Vollkornreis, -hafer, -roggen, -gerste, -weizen: unter 1
  • Fleisch, Fisch, Eier: unter 1
  • Bier, Rotwein: unter 1
  • Mineralwasser, ungesüßter Tee, Kaffee: 0


Lebensmittel mit einem Gehalt unter 1 g/100 g werden meist vertragen, bei den anderen je nach Ausprägung der Fruchtzuckerunverträglichkeit oder geringe oder geringste Mengen.

Vorsicht vor Fertigprodukten

Sie sollten auch bei einigen Fertigprodukten vorsichtig sein, die Zuckeraustauschstoffe enthalten. Gewisse Zuckeralkohole blockieren das Transportsystem im Darm, das bei Menschen mit Fruchtzuckerunverträglichkeit nur noch mangelhaft funktioniert. Diese Stoffe sind also strikt zu vermeiden. Dazu zählen Sorbit (Sorbitol), Mannit, Xylit, Isomalt, die oft in Kaugummis, zuckerfreien Süßigkeiten und Fertiggerichten verwendet werden. Sie sind aber meist in der Zutatenliste auf der Verpackung angegeben. Bier wie auch süße Weine enthalten z.B. auch Sorbit und Fruchtzucker und werden deswegen oft nicht gut vertragen.

Bekomme ich bei Fruktoseintoleranz nicht sicher einen Vitaminmangel?

Fruktoseintoleranz = weitgehender Verzicht auf Obst = sichere Entwicklung eines Vitaminmangels! Diese Gleichung ist genauso naheliegend wie falsch. Wie Sie der Liste entnehmen können, sind die meisten Gemüse so fructosearm, dass sie reichlich verzehrt werden können. Gravierende Vitaminmangelzustände sollten damit ausgeschlossen sein. Wenn die Fruktoseintoleranz so stark ausgeprägt sein sollte, dass bereits Gemüse zu Beschwerden führt, müsste die Nahrung gegebenenfalls durch Multivitaminpräparate ergänzt werden.

Im Zweifelsfall können Sie auch Vitamin- und Mineralstoffuntersuchungen im Blut durchführen lassen. Bei den Mineralstoffen (und einigen Vitaminen) ist die Vollblutanalyse allerdings genauer als die üblicherweise durchgeführte Serumuntersuchung. Die meisten Mineralstoffe (z.B. Kalium, Magnesium) befinden sich zum überwiegenden Teil intrazellulär (innerhalb der Zellen) und werden daher bei der Serumuntersuchung gar nicht erfasst. Es kann bereits ein Mangel vorliegen, wenn die Serumwerte noch normal sind. Diese Spezialuntersuchungen aus dem Vollblut werden allerdings nur von wenigen Laboren in Deutschland durchgeführt und können nicht über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden.

Auch mit einer Fruktoseintoleranz lässt es sich leben. Wichtig ist doch: Wenn die Fruktoseintoleranz als Ursache Ihrer Blähungen, Durchfälle und sonstigen Verdauungsbeschwerden erkannt wurde, können Sie selber aktiv etwas dagegen tun. Die gewissen Einschränkungen in der Lebensmittelauswahl sind doch nichts im Vergleich zum Gewinn an Lebensqualität durch die Beseitigung der Bauchbeschwerden. Ein kleiner Trost zum Schluss: Patienten mit Fruktoseintoleranz haben meist ein ausgezeichnetes Gebiss (weil sie kaum Süßes essen).

Dr. Karner
Zentrum für ganzheitliche Medizin

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